Schroffe Felsen, ewiges Eis und extreme Wetterverhältnisse: Weit über hundert Jahre lang lockten diese Herausforderungen lediglich Alpinisten in die Berge. Zu Beginn des neuen Jahrtausends entdeckten auch Hobbykletterer, Wanderer und Tagesgäste den Zauber von Hochgebirgen: 360 Grad Panoramablick auf eine atemberaubende Landschaft, magische Sonnenuntergänge und ein Sternenhimmel, der zum Greifen nah scheint, machen immer mehr karge Bergwipfel zu Hotspots. Mit der Folge, dass vormals spartanische Schutzhütten aus Holz moderner, oftmals spektakulärer Architektur weichen – zum Leidwesen der ursprünglichen Nutzer, zur Begeisterung einer neuen Zielgruppe. Bei der alpinen Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation übernimmt Edelstahl Rostfrei eine Brückenfunktion. Robustheit, Korrosionsbeständigkeit und Ästhetik machen den Werkstoff im Hochgebirge nahezu unverzichtbar.
Weit über 700 Schutzhütten stehen allein in den Alpen, viele davon wurden vor über hundert Jahren gebaut. Neben der Zeit haben die herausfordernden Witterungseinflüsse – tiefer Frost, orkanartige Windböen, UV-Strahlung – sowie Auswirkungen des Klimawandels wie auftauende Permafrostböden massiv an ihnen genagt. Zugleich entspricht ihre Ausstattung nicht mehr den gestiegenen Anforderungen nach zeitgemäßen Sanitäranlagen, kleineren, komfortablen Schlafräumen und leistungsfähigen Küchen. Nicht zuletzt werden sie auch veränderten gesetzlichen Vorgaben zu Umweltschutz, Brandschutz oder Statik oftmals nicht mehr gerecht. Mit enormem Aufwand werden sie deshalb entweder sukzessive renoviert oder direkt durch einen Neubau mit modernster Technik ersetzt. Für Planer und Bauherren sind mit der isolierten Lage der Berghütten zahlreiche Herausforderungen verbunden. Abgeschnitten von der Zivilisation und jeder Infrastruktur, müssen Mensch und Material während der Sommermonate dorthin per Helikopter transportiert werden. Angesichts des meist eng begrenzten Bauraums, der die Aufstellung eines Krans verhindert, muss der Hubschrauber auch Hebezeugfunktion übernehmen. Viele der Hütten zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und verzeichnen eine stark schwankende Besucherfrequenz. Das Zusammenspiel all dieser Faktoren verlangt energetische Autonomiekonzepte mit gesicherter ökologischer Verträglichkeit. Entsprechend modernisierte oder neu errichtete Berghütten zeichnet deshalb ein ausgeklügeltes Energiemanagement mit Solar- und Photovoltaikpaneelen, Wärmespeicher, energiesparenden Geräten und witterungsoptimierter Ausrichtung der Gebäudeöffnungen aus. Die Wasserversorgung erfolgt durch gesammeltes Schmelz- und Regenwasser, das in – oftmals unterirdischen – Wassertanks aus Edelstahl Rostfrei entkeimt und gespeichert wird. Das anfallende Abwasser reinigen dezentrale lokale Abwasseraufbereitungsanlagen mehrstufig. Durch Wiederverwendung als Brauchwasser – beispielsweise für die Toilettenspülung – wird der Trinkwasserbedarf um bis zu 30 Prozent gesenkt. Nicht verbrauchtes, gereinigtes Abwasser kann bedenkenlos in der ökologisch sensiblen Umgebung versickern. Die verbleibenden Fäkalschlämme werden kompostiert und per Hubschrauber zur nächstgelegenen Kläranlage ins Tal transportiert. Mit Rasterkonstruktionen aus Holz tragen die Hütten der natürlichen Umgebung und regionaler Prägung ebenso Rechnung wie Nachhaltigkeitsanforderungen. Raster ermöglichen einen hohen Vorfertigungsgrad, reduzierte Hubschraubertransporte und schnelle Montage vor Ort.
Rundum glänzend
Viele Hütten im Hochgebirge werfen sich wortwörtlich in Schale: Ihre Holzkonstruktion ist mit einer Wetterhülle aus Metall ummantelt. Hier punktet Edelstahl Rostfrei – im Vergleich zu Aluminium und Zink – mit seiner maximalen Witterungsbeständigkeit und für Jahrzehnte hochwertigen Ästhetik. Zudem spricht für den nichtrostenden Stahl, dass er am Ende seiner Lebenszeit nahezu vollständig ohne Qualitätseinbußen recycelt wird. Die am Mont Blanc in 3.817 Meter Höhe neugebaute Refuge du Goûter verdankt ihre ovale Form und Lage am äußersten Rand des schneebedeckten Kamms der herausfordernden Topografie und Witterung. Nur zur Hälfte steht sie auf dem Felsen, der andere Teil schwebt frei über dem Abgrund und verleiht der energieautarken Schutzhütte mit Passivhausstandard ihre spektakuläre Wirkung. Die Holzkonstruktion wird durch eine 50 Zentimeter dicke Dämmung aus Holzwolle vor der hier herrschenden extremen Kälte geschützt. Um den Temperaturen von unter minus 40 Grad und Orkanböen mit Geschwindigkeiten von über 250 Stundenkilometern dauerhaft die Stirn bieten zu können, erhielt der vierstöckige Kuppelbau eine glänzende Haut aus Edelstahl Rostfrei. Dank der guten Verformbarkeit und hohen Festigkeit des Materials konnte für die vollflächige Bekleidung der elliptischen Form eine geringere Materialstärke gewählt werden. Unempfindlich gegenüber UV-Strahlung und Temperatursprüngen, wartungsfrei und korrosionsbeständig bewährt sich die Edelstahlhaut als nachhaltig wirtschaftliche Entscheidung.
Funktionale Dacheindeckungen
Die Höllentalangerhütte ist im Wettersteingebirge auf 1.387 Meter Höhe ein beliebter Ausgangspunkt für Bergsteiger, die die Zugspitze von ihrer schwierigsten Seite besteigen wollen. Ihr flachgeneigtes Pultdach ist ebenso wie der gesamte übrige Baukörper so konzipiert, dass Lawinen eine möglichst geringe Angriffsfläche haben. Die Herausforderung bei der Tragwerkplanung bestand darin, mit möglichst wenig Material Schneelasten von bis zu 10,5 kN/m² standzuhalten. Auf die wärmegedämmte hinterlüftete Holzunterkonstruktion des Dachs mit 30 Millimeter dicker Schalung und zweilagiger Abdichtung wurde deshalb eine 600 Quadratmeter große Doppelstehfalzdeckung aus Edelstahl aufgebracht. Auch für die Fenster- und Sockelanschlussbleche wählten die Architekten diesen Werkstoff. Die matt patinierte Oberfläche der wetterfesten Elemente aus nichtrostendem Stahl greift die Tonigkeit der alpinen Landschaft auf und ordnet sich so behutsam der Umgebung unter.
Eine der beliebtesten Berghütten der Schweiz ist die Tracuit-Hütte im Herzen der Walliser Alpen. Auf 3.256 Metern im Val d’Anniviers gelegen, ist sie selbst bei guten Wetterverhältnissen nur von erfahrenen Bergsteigern nach über vierstündigem Fußmarsch bei Sommerwetter erreichbar. Ihre außergewöhnliche Lage und puristische Formensprache, die die Topografie als vertikale und horizontale Verlängerung der Felswand aufgreift, lässt sie von Weitem optisch mit dem Felsen verschmelzen. Unterstrichen wird dieser Eindruck durch hochglänzenden Edelstahl, der drei Fassadenseiten und das Dach bekleidet. Die metallische Haut nimmt dem Gebäude seine Dominanz, indem sie Licht und Landschaft reflektiert und so den Bau mit der Umgebung verschmelzen lässt. Das Dach dient durch die Deckung mit rollgeformtem Trapezprofil aus 0,8 Millimeter dickem, nichtrostendem Stahl zum Sammeln von Regenwasser. Die großflächig verglaste Südfassade und 95 Quadratmeter Photovoltaikpaneelen tragen maßgeblich zur Energiegewinnung bei. So ist der dahinter liegende Speisesaal lichtdurchflutet und bietet einen imposanten Blick auf die Walliser Bergwelt. Auch aus den neugestalteten Schlafsälen mit vier bis 24 Betten blicken die Gäste auf die Berge. Helles Holz und ein auf das Wesentliche reduziertes, stylishes Interieur inklusive Profiküche mit Geräten aus Edelstahl Rostfrei verleihen dem Bau seinen modernen aber gemütlichen Hüttencharme.
Auf 1.756 Meter Höhe beantwortete die Neue Bamberger Hütte in den Kitzbüheler Alpen durch umfangreiche Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen gestiegene Anforderungen. Ein aufgesetztes Zusatzgeschoss in Holzbauweise mit ausgebautem Dachgeschoss vergrößerte die Nutzfläche um 80 Prozent. Vollständig renoviert, bieten Schlafräume, Küche und Erdgeschoss seitdem 85 Personen einen angenehmen Aufenthalt. Besonderes Augenmerk der Planer galt der Nachhaltigkeit der eingesetzten Materialien: So erhielt die Gebäudehülle neben einer neuen Holzschalung eine Wärmedämmung und das Dach wurde vollflächig mit Edelstahl Rostfrei gedeckt.
Für alles gerüstet
Die 1895 am Südhang des Grand Muverans in 2.582 Meter Höhe aus Holz gebaute Cabane Rambert in den Waadtländer Alpen wurde bereits 1950 durch eine Steinhütte ersetzt. Um die heutigen Erwartungen an einen modernen Hüttenbetrieb zu erfüllen, erhielt sie einen dreigeschossigen Anbau in Holzrahmenbauweise, dessen Fassaden rundum – ebenso wie das Dach – mit poliertem Edelstahl bekleidet wurden. Den Architekten gelang damit das Kunststück, den ursprünglichen Charakter der Hütte zu bewahren, zugleich aber Zeitgemäßes zu schaffen. Leitgedanke ihrer Konzeption war ein Rucksack, der ebenso kompakt wie funktional notwendigen Raum für Lager, Sanitäranlagen, Wasseraufbereitung und Wohnung der Hüttenwarte bietet. Um ihm eine homogene, edle Optik zu verleihen, wurden auch die Fenster und Türen mit dem glänzenden Werkstoff verkleidet. Außerdem formt eine vollflächige Edelstahldeckung ein Trogdach, das Regen- und Schmelzwasser sammelt und in Tanks auf der oberen Etage einspeist.
Nicht nur erlebnishungrige Massen haben die Berge und den Zauber ihrer Hütten in abgeschiedener Landschaft entdeckt, sondern auch Designer. Der zunehmende Tourismus fordert spektakuläre Locations, angesagter Lifestyle verlangt nach Hightech und Komfort im Hochgebirge. Alpenvereine und Investoren suchen deshalb den Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie. Mit seinem einzigartigen Eigenschaftsspektrum bietet Edelstahl für jedes dieser ehrgeizigen Projekte auf den Berggipfeln nachhaltig gute Aussichten.
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